+++ LFV Ticker 2020-11-26 +++
Foto: Helga Müller-Wensky
Von Mitte September bis in den November hinein ist das Rhin-Havelluch Anziehungspunkt für tausende Kraniche.
Über die diesjährige Herbstrast der Kraniche in unserer Region
Im Herbst, zur Erntezeit, sammelten sich wie jedes Jahr tausende Kraniche im Rhin-Havelluch, um sich auf den Weiterflug in ihre Überwinterungsgebiete vorzubereiten. Sie kommen aus ihren Brutgebieten in Skandinavien, Polen, dem Baltikum und auch Brandenburg und fressen sich Reserven für den Weiterzug in ihre Überwinterungsgebiete in Südfrankreich und Spanien an.
Auf den abgeernteten Feldern suchten sie tagsüber Nahrung. Abends flogen sie in das Linumer Teichgebiet und die umliegenden Wiesen ein. Dank der vom Landesamt für Umwelt mit Landwirten vereinbarten Maßnahmen konnten einige Flächen flach angestaut werden. Dies hat den Vorteil, dass sich die Kraniche nachts auf verschiedene Bereiche verteilen können.
Auch in diesem Herbst wurden die rastenden Kraniche unter Federführung des Landschaftsfördervereins Oberes Rhinluch e.V. beobachtet und gezählt – selbstverständlich unter Einhaltung der vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen.
Fotos: Detlef HaseZahlen – Fakten – Eindrücke
Die Zahlen
Unser Zeitraum der wöchentlichen Kranichzählungen: 22.09.2020 bis 10.11.2020.
Mit einem Klick sind alle Zählergebnisse auf unserer Site Kranichschutz zu sehen.
Anzahl der Zähler*innen
Regelmäßig zwischen 20 und 28 Personen
Die Fakten
Die ehrenamtlichen Zähler scheuten sich nicht, acht Wochen lang jeden Dienstag frühmorgens nach Linum zu fahren, um bereits zum Sonnenaufgang mit dem Zählen zu beginnen. Die von den Schlafplätzen kommenden Kraniche wurden in einem Zeitfenster von ca. 2 Stunden erfasst. Praktikanten und Teilnehmende des Bundesfreiwilligendienstes aus der NABU Storchenschmiede und der Naturschutzstation Rhinluch unterstützten die Zählungen.
In der Regel konnten 13 Sektoren von Zietenhorst über Hakenberg und Linum bis nach Linumhorst besetzt werden. Dies ermöglichte, die ausfliegenden Vögel in allen Richtungen zu erfassen. Außer am 13.10.2020 – an jenem Morgen verhinderte undurchdringlicher Nebel die Zählung.
Mit großem Engagement hat unser Vereinsmitglied Moriz Rauch gemeinsam mit Frau Rauch Ringablesungen bei den äsenden Kranichen vorgenommen. Dabei bestätigte sich, dass neben Vögeln aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern vor allem Kraniche aus Finnland, dem Baltikum sowie aus Polen im Oberen Rhinluch rasten.
Persönliche Eindrücke
Auf den ersten Blick vermitteln die Zahlen im Vergleich zu den Vorjahren einen Rückgang der Rastpopulation. Beobachtungen beim abendlichen Einflug in der 42. KW legen die Vermutung nahe, dass wir am 13.10. ohne Nebel die höchste Anzahl an Vögeln hätten verzeichnen können.
Das Rast- und Zugverhalten der Kraniche ist ein dynamischer Prozess. Abweichungen am Zählbestand gegenüber den Vorjahren ergeben sich durch das Aufsuchen „neuer, attraktiver“ Rastplätze, und/oder einem längeren Verweilen am Schlafgewässer bis in den späten Vormittag hinein. Auch Änderungen der Zugrouten durch witterungsbedingte Beeinträchtigungen sowie das noch vorhandene Nahrungsangebot auf den Feldern beeinflussen das Zuggeschehen.
Mit einem „Paukenschlag“ endete die Kranichrast in diesem Herbst. Wurden am 3. November noch knapp 46.000 Vögel erfasst, schrumpfte das Ergebnis eine Woche später auf ca. 2.300 Vögel. In diesem Zeitraum erfuhr ich über persönliche Kontakte von verstärktem Kranichzug über Thüringen und Nordhessen sowie NRW und Rheinland-Pfalz. Dabei waren sicherlich auch viele Kraniche, die zur Herbstrast das Rhinluch aufsuchten. Dies deckt sich mit Beobachtungen/Zählungen, die in verschiedenen Bundesländern durchgeführt werden – koordiniert durch Kranichschutz Deutschland.
Inzwischen halten sich mehrere zehntausend Kraniche in ihren Winterquartieren in Frankreich und Spanien auf.
In den vergangenen Tagen trafen immer noch kleinere Trupps aus Richtung Uckermark bzw. Polen in unserer Region ein. Wahrscheinlich werden auch wieder einige hundert Kraniche die Wintermonate im Oberen Rhinluch verbringen, es sei denn, Schnee und Eis machen eine Futtersuche unmöglich.
Neben den ehrenamtlichen Kranichzählern waren auch wieder zahlreiche große und kleine Besucher*innen der Region von den „Vögeln des Glücks“ fasziniert.
Im Namen des LFV Oberes Rhinluch e.V. möchte ich mich bei Allen herzlich bedanken, die an unseren Zählungen teilgenommen haben.
Text & Foto: Helga Müller-Wensky
Novemberblues
Graue und kurze Tage ohne Sonnenschein, oft wird es gar nicht richtig hell und depressive Stimmungen drohen - aber in Wirklichkeit gibt es keinen Grund, Trübsal zu blasen.
Gerade wegen der C-Pandemie sollten wir die frische feuchte Luft genießen und raus in die Rhinluchnatur, z. B. zu den Linumer Teichen. Die Kraniche sind schon "abgereist", in den sonnigen Süden. Wie schön wäre es, könnten wir mitfliegen, mit den Vögeln des Glücks, die immun sind gegen das verdammte C-Virus. Aber es macht wenig Sinn, sich auf das zu fokussieren, was unerreichbar ist. Also auf geht's, in die schöne November-Rhinluchnatur, mit dicker Jacke, Handschuhen und Pudelmütze.
Nach all dem Trubel zur Herbstrast der Kraniche ist es nun sehr sehr still im Teichgebiet - toll! Fast einsam der Rundweg, ohne Gäste die kleine Teichwirtschaft. Auch die Novemberstille kann man/frau genießen. Und was es dort immer noch alles zu entdecken gibt: Viele Kormorane auf den nun blattlosen Birken, Gänse und Enten, die laut schnatternd vor dem nahenden Seeadler fliehen, junge Schwäne, die im Teichgebeit umherfliegen und elegante weiße Silberreiher, die leider viel zu schnell vor dem Beobachter auf und davon fliegen. Und mit viel Glück ist bei dem kleinen Hafen sogar der Eisvogel zu entdecken. Also sollten wir auch diese meist trübe Jahreszeit genießen!
Arbeitseinsatz im Unkenteich
So schön sieht der vom Landschaftsförderverein gepachtete Unkenteich im Frühjahr aus (Bild 11).
Wir pflegen diesen Teich regelmäßig für unsere Amphibien wie z. B. Rotbauchunke (Bild 12), Grünfrosch (Bild 13) oder Moorfrosch (Bild 14).
Allerdings muss in jedem Herbst/Winter das Schilf geschnitten werden (Bilder 15 + 16 + 17), damit die Rothalstaucher und Kraniche (Bilder 18 + 19) sowie andere Wasservögel wieder freie Wasserflächen haben, um dort erfolgreich brüten zu können.
Leider muss der für den Dezember bereits geplante Arbeitseinsatz nun ausfallen, weil noch zuviel Nässe im viel zu weichen Teichboden ist. Nun hoffen wir nicht etwa auf einen trockenen Winter, denn sehr viel mehr Wasser braucht das Luch nach den extrem trockenen Jahren. Wir hoffen folglich auf einen frostigen Januar, denn wenn der Teichboden gefroren ist, können wir dort unsere Schilfschnittarbeiten am besten ausführen. Und wie jedes Jahr brauchen wir viele helfende Hände. Wir werden deshalb rechtzeitig über die geplanten Termine für die Schilfschnittarbeiten informieren und hoffen auf tatkräftige Unterstützung von Vereinsmitgliedern und Vereinsfreunden, damit der Unkenteich dann wieder so schön aussieht (Bild 20).
Und gemeinsame Teamarbeit an der frischen Luft macht nicht nur Spaß, sondern ist auch gesund!
Text: Detlef Hase
Fotos: Karl-Heinz-Sass (12); André Neumann (14) und Detlef Hase
Fotokalender vom Landschaftsförderverein (LFV) Oberes Rhinluch e.V.
Obligatorisch die freundliche Ermunterung, unseren Foto-Kalender zu erwerben. Natürlich nun für Freunde, Verwandte und Bekannte, da der Eigenbedarf bereits gedeckt ist?
Unser Kalender mit regionalem Bezug hat seine Freunde auch 100 km vom Oberen Rhinluch entfernt gefunden. Wie z.B. in einer Tagesstätte für ältere Mitmenschen, die, auf ihre Kindheit und Jugendzeit zurückblickend, mit Tränen in den Augen, sich an die erlebte Natur erinnern.
Die Landschafts- und Tieraufnahmen aus dem Kalender für 2021 sind ausdrucksstark. Nochmals ein großes und kräftiges Danke an alle Fotografen, die ihre Aufnahmen dem LFV zur Verfügung gestellt haben.
Kalender "Im Oberen Rhinluch" Bestellung
Buch "Im Oberen Rhinluch - Unser Schönes Naturerbe" Bestellung
Natur ist überall
Bei einem Spaziergang durch die Kremmener Altstadt fallen unter einer noch spärlich belaubten Linde viele Vogelkleckse auf.
Ein Blick in den Baum lässt Erstaunliches entdecken: Dort sitzen tagsüber mehr als ein Dutzend Waldohreulen und lassen sich vom Autoverkehr, von den Fußgängern und den Fotografen überhaupt nicht stören. Wir sind gewohnt, dass die meisten Wildtiere vor den Menschen eilig die Flucht ergreifen, umso schöner, wenn sie sich aus der Nähe betrachten lassen. Doch was führt die Eulen gerade zu diesem Baum mitten in der Stadt?
Bekannt ist, dass manche Vögel in der kalten Jahreszeit die Stadt aufsuchen, weil es dort meistens einige Grade wärmer ist als im Umland. Ob das auch für die Eulen gilt, ist jedoch ungewiss. Genauso, wie niemand weiß, wie lange sie dort noch verweilen.
Text und Bilder: Detlef Hase
Sollten Sie Aufnahmen auf unserer Website entdecken, die das Persönlichkeitsrecht verletzen, bitten wir um eine Information anDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.