Projekt Erprobung einer AUKM-Kooperative zur Etablierung einer moorschonenden Nutzung im Oberes Rhinluch
AUKM = Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen
Laufzeit April 2020 – November 2022 (32 Monate)
Projektgebiet Rhinbogen und Reglitzgraben-Wiesen (NSG Oberes Rhinluch)
Projektleitung Jana Albrecht /
Praxisbedarf
Moorschutz bedeutet Klimaschutz
Ein funktionierender, wachsender Moorkörper fungiert als Kohlenstoff-Senke, während er im Abbauprozess große Mengen an Kohlendioxid freisetzt. Regenerierte Moore binden den Kohlenstoff wieder und verbessern so die Klimabilanz.
Innerhalb des Projektes sollen gemeinsam mit den Akteuren ressourcen- und klimaschonende Bewirtschaftungsweisen abgestimmt und umgesetzt werden, so dass langfristig wieder ein Aufbau des Torfkörpers stattfinden kann.
Ziele
Kooperative Lösungsansätze, die langfristig dafür sorgen, das
Flächen in der Gebietskulisse weitestgehend torfschonend bewirtschaftet werden können.
Ziel: Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen wird die torfzehrende, trockene Bewirtschaftung in eine torfzehrungsmindernde Bewirtschaftung mit mäßig angepassten Wasserständen überführt. Erntezeitpunkt und Erntehäufigkeit werden an die Verhältnisse angepasst und landwirtschaftliche Spezialtechnik kommt zum Einsatz.
Winterniederschläge in der Region gehalten werden.
Ziel: Der Rückhalt von Winterniederschlägen stabilisiert den Wasserhaushalt in der gesamten Region. Dies ist insbesondere vor dem Hintergrund zunehmender sommerlicher Dürreperioden entscheidend. Durch Wasserrückhalt wird langfristig die Landwirtschaft in den Randbereichen des Moores profitieren.
der Gesamt-Wasserabfluss aus dem Gebiet vermindert wird.
Ziel: Eine Verminderung des Wasserabflusses aus der Region wirkt dem anhaltenden Absinken des Grundwasserspiegels entgegen.
die Gewässerqualität steigt.
Ziel: Die Regeneration des Moorkörpers trägt zur Verbesserung der Gewässergüte der Oberflächengewässer bei.
die nationale Strategie zur Erhaltung der Biodiversität umgesetzt wird.
Ziel: Die biologische Vielfalt des Gebietes soll erhalten bzw. erhöht sowie dessen ökologische Funktion als Verbreitungsschwerpunkt bzw. bedeutender Trittstein (bei wandernden Arten) für Zielarten des nationalen und europäischen Naturschutzes gestärkt werden.
Der Kranichschlafplatz Linum – einer der bedeutendsten Binnenrastplätze in Mitteleuropa – wird ebenfalls davon profitieren.
Diese Flächen sind des Weiteren Trittstein für Bekassine, Kiebitz, Großem Brachvogel, Tüpfelralle, Wachtelkönig, Sumpfohreule, Rotbauchunke, Kammmolch und Knoblauchkröte. Knotiges Mastkraut, Wiesen-Alant, Roter Wasserehrenpreis, Kohldistel-Wiesen etc. profitieren von hohen Grundwasserständen.
Durchführung
Um die entwässerungsbasierten Niedermoorflächen im Oberen Rhinluch ökonomisch und nachhaltig zu bewirtschaften, sind neue Strategien und Kooperationen erforderlich.
Sowohl Forschungsprojekte (Schröder et al., 2015; Wichtmann et al., 2016) als auch bereits standortangepasst wirtschaftende Betriebe (DVL, 2016) zeigen, dass sich hohe Wasserstände und landwirtschaftliche Nutzung nicht ausschließen.
Eine Nasswiesen-Bewirtschaftung stellt für eine jahrzehntelange entwässerungsbasierte Niedermoornutzung die dauerhafteste und standortgerechteste alternative Bewirtschaftungsform dar – bei gleichzeitigem Torferhalt.
Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse und praktischen Erfahrungen sollen innerhalb des Projektes zunächst auf einer ausgewählten Fläche vermittelt und integriert werden. Dazu wird eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen Beteiligten Vor-Ort angestrebt. Insbesondere die Vertreter*innen aus Land- und Wasserwirtschaft, der zuständigen Behörden sowie des Naturschutzes werden von Beginn an einbezogen.
Eine Kooperative, die auf freiwilliger Teilnahme und Teilhabe besteht, wird aufgebaut. In dieser Gemeinschaft werden Maßnahmen zur moorschonenden Nutzung der Flächen entwickelt, abgestimmt und umgesetzt.
Zur Bildung des Zusammenschlusses werden neben persönlichen Gesprächen und Beratungsterminen, Vorträge, Runde Tische, Feldtage und Exkursionen organisiert sowie Öffentlichkeitsarbeit betrieben.
Zusätzlich findet ein enger Austausch mit „verwandten“ Vereinen, Verbänden, wissenschaftlichen Einrichtungen statt, so dass deren Wissen und Erfahrungen in unsere Region einfließen.
Innerhalb dieses Projektes besteht eine enge Zusammenarbeit mit der Naturschutzstation Rhinluch (Landesamt für Umwelt Brandenburg), dem Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL-Koordinierungsstelle Brandenburg-Berlin inkl. dem Landesbüro Moor und Klima), der Humboldt-Universität Berlin, der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde sowie der Regionalentwicklung Ostprignitz-Ruppin e.V. (REG).
Akteure und Partner
- Wasser- und Bodenverband,
- Landwirtschaftsbetriebe
- Naturschutzverbände aus der Region,
- Deutscher Verband für Landschaftspflege,
- Kranichschutz Deutschland,
- VSK Vogelschutz-Komitee e.V.,
Des Weiteren sind die Behörden des Landkreises Ostprignitz-Ruppin in beratender und unterstützender Funktion einbezogen.
Naturschutzfachliche Beratung erhalten wir u. a. durch: Naturschutzstation Rhinluch (LfU), Humboldt-Universität zu Berlin, Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde und DVL-Landesbüro Moor und Klima Brandenburg-Berlin.
Unser Niedermoor braucht Wasser - „Moor muss nass sein“
Dass Moorböden Kohlenstoff binden und somit zur CO2-Senke werden können, ist seit langem bekannt. Dennoch wurde das Wasser im Frühjahr schnellstmöglich aus den Grünlandbereichen des Rhinluchs abgeführt, um so zeitig wie möglich mit der Bewirtschaftung beginnen zu können. Oft fehlt bereits im Mai das notwendige Wasser für den Aufwuchs des Grases. Das Umsteuern auf spätere Mahdzeiten bei höheren Grundwasserständen verlangt den Betrieben einiges ab. Die Landesregierung unterstützt mit Förderprogrammen für moorschonende Technik oder für eine höhere Stauhaltung.
Wasser ist Leben.
Die wenigen, teils sehr flachgründigen, Moorbereiche im Oberen Rhinluch verschwinden, wenn die Niederschläge nicht in der Landschaft verbleiben, sondern über Gräben, Staue und Schöpfwerke abgeführt werden.
In unserer Projektregion gibt es bereits Nutzungskonzepte, die mit Hilfe von Vertragsnaturschutz- sowie Agrarumweltmaßnahmen gefördert werden. Innerhalb der Gebietskulisse ist jedoch in Bezug auf Moor-, Klima- und Vogelschutz ein gut abgestimmtes Konzept erstrebenswert, welches längerfristig Bestand hat.
Um nachhaltige Nutzungsmöglichkeiten zu etablieren, braucht es vor allem eine gemeinsame Basis der Akteure. Hier soll der kooperative Ansatz helfen: Der Blick wird vom einzelnen Betrieb auf den überbetrieblichen Zusammenhang geweitet. Und die Erhaltungsziele des Naturschutzgebietes werden in das gemeinsam entwickelte Bewirtschaftungskonzept integriert. Das können zum Beispiel bestimmte Mahd-Zeitpunkte sein, unterschiedlich hohe Wasserstände je nach Verfügbarkeit. Abhängig vom (turnusmäßig) festgelegten Konzept werden die entsprechenden Förderinstrumente ausgewählt. Die Erfahrungen aus dem Niederländischen Modell*, in dem kooperativ entschieden wird, welche Instrumente auf welchen Flächen umgesetzt werden können, fließen in dieses Projekt ein.
Vorschläge, welche konkreten Instrumente zur Förderung eingesetzt werden können, sind ebenfalls Inhalt des Planes: z. B. Moorschonende Stauhaltung, Nasswiesen-Beweidung, Nutzung von Energiepflanzen, Strategien für gemeinsame Techniknutzung usw.
Im Projekt geht es auch darum, das Wissen der Moorforschenden und die Erfahrungen der hier wirtschaftenden Betriebe zusammen zu bringen, um Lösungen für den Erhalt der noch verbliebenen Moorflächen zu finden.
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Bildunterschrift: Für die Klimabilanz der nächsten Jahrzehnte ist die Vermeidung der hohen CO2-Emissionen aus entwässerten Moorböden entscheidend.